Imkern im Juni
Bis zur Sommersonnenwende am 21. Juni hat der Imker nun viel zu tun. Die Volksstärke unserer Bienenvölker erreicht nun den Höhepunkt. Aus den gross angelegten Brutflächen im Mai schlüpfen nun zahlreich die Bienen. Die Tracht gilt es zu nutzen, viele von uns wandern in die höheren Lagen. Die im Frühjahr gebildeten Ableger müssen weiter gepflegt werden, ebenso die Schwärme. Den ersten Schwarm durfte ich anlässlich der Standberatung am 12. April in Turtmann einfangen. Die Varroakontrolle sollte weiterhin nicht vernachlässigt werden.
Die Ableger und Schwärme dürfen nicht sich selbst überlassen werden. Ich füttere sie nun mit Invertzuckersirup oder Zuckerwasser im Verhältnis 3:2. Der Futterstrom sollte jetzt nie abreissen. Bis in den Herbst entwickeln sich gesunde, vitale Völker. Wer bis jetzt noch keine Ableger gebildet hat, dem bleibt noch kurz Zeit dies zu tun. Die einfachste Form ist sicher der Brutableger. Die Anzahl der Brutwaben sollte nun im Juni 5 bis 6 betragen. 2 Futterwaben sowie eine Pollenwabe vervollständigen den Brutableger. Dieser wird, wenn immer möglich, auf einen Ablegerstand gebracht. Wer eine Reinzuchtkönigin zur Verfügung hat, kann nach 9 Tagen die Weiselzellen brechen und die Königin zufügen. Damit der Varroaduck im Ableger nicht zu gross wird, kann der Brutableger, sobald die Königin in Eilage ist, mit Oxalsäure behandelt werden. Auf keinem Fall sollte man diese kurz nach dem Einweiseln der Jungkönigin durchführen. Die Völkervermehrung kann aber auch mit Kunstschwärmen durchgeführt werden. Aus Bienenvölkern mit viel Brut und evt. Schwarmstimmung werden jetzt im Juni ca.1.5 bis 2 kg Bienen in einen Trichter mit Kunstschwarmkiste abgewischt. Dabei kann man Bienen aus verschiedenen Völkern benutzen. Nach zwei Stunden setze ich eine begattete Königin im Käfig zu. Das Volk wird über Nacht in den Keller gestellt. Achtung: Der Kunstschwarm muss unbedingt gefüttert werden. Wer will, kann eine Varroabehandlung mit Oxalsäure durchführen. Am nächsten Abend wird der Kunstschwarm auf Mittelwände gesetzt und regelmässig gefüttert.
Kunstschwarm mit zugesetzter Königin (oben) aus dem Grundkurs. Nach zwei Wochen war die erste Zanderzarge ausgebaut.
Je nach Standort verspricht der Juni eine gute Tracht. Ist dies auf dem Heimstand nicht mehr der Fall, wandern viele Oberwalliser Imker in die traditionellen Wandergebiete Simplon, Goms oder Lötschental. Eine Wanderung sollte jedoch nie ohne Rücksprache mit den zuständigen Bieneninspektoren durchgeführt werden. Der Wanderschein kann auf der Homepage des OBZV heruntergeladen werden. Für die Wanderung ist zwingend die Unterschrift des zuständigen Inspektors vorgeschrieben. Eine Wanderung sollte gut vorbereitet sein. Auch hier gilt Fairness gegenüber den ortsansässigen Imkern. Die Wandervölker sollten nicht zu dicht an bestehende Bienenhäuser aufgestellt werden. Der Wanderimker muss den Stand mit seinem Namen und der Telefonnummer, unter der er erreichbar ist, beschriften. Folgende Materialien leisten gute Dienste während der Wanderung:
- Kopie des Wanderscheins
- Taschenlampe
- Sprayflasche mit Wasser
- Feuerzeug
- Schaumstoffstreifen
- Smocker
- Ersatzgurte
- Stockmeissel
- Notfallapotheke
Die Varroakontrolle darf im Juni nicht vernachlässigt werden. Neben dem Zählen des natürlichen Totenfalls, kann mit der Puderzuckermethode (beschrieben in der Schweizerischen Bienenzeitung 6/2014) oder der Auswaschmethode der Varroabefall genau ermittelt werden.
Ich wende die Auswaschmethode an. Dabei gehe ich wie folgt vor:
Ich bereite ein Glas mit Deckel vor, beschrifte dieses mit der Beutennummer. , Beschriftung mit Beutennummer.
Auf dem Bild fehlt das Spülmittel für die Auswaschmethode.
Nun entnehme ich aus dem Honigraum oder Randwabe des Brutnestes ca. 30 g (= 300 Milben) Bienen. Die Bienen töte ich ab; entweder durch Einfrieren oder vor Ort mit einem Eis- oder Kältespray. Nun bestimme ich das Bienengewicht oder zähle die Bienen. Eine Biene wiegt ca. 0,1 Gramm. Die Bienenprobe mische ich mit Wasser und wenig Spülmittel, schüttle gründlich während 5 Minuten und wasche anschliessend die Bienenprobe über ein Honigdoppelsieb gründlich aus. Das Honigsieb klopfe ich nun auf ein weisses Tuch aus. Die Milben zähle ich aus und berechne anschliessend den Milbenbefall.
Dies geschieht nach folgender Formel:
Vefall (%) = (Anzahl Milben x10) / (Bienengewicht)
Befallszahlen über 1 % im Juni gelten als kritische Werte. Notfalls muss der Honigraum entfernt und das Volk als Kunstschwarm auf Mittelwänden neu eingeschlagen werden. Als zweite Möglichkeit steht eine Ameisensäurebehandlung zur Verfügung. Doch in diesem Fall darf der Honigraum in diesem Jahr nicht mehr aufgesetzt werden (Lebensmittelverordnung).
Allen wünsche ich, dass sie auch diese Saison den zweiten Honigraum aufsetzen können und dieser von den Bienen auch fleissig gefüllt wird.
Oggier Bernarda
Juni 2014