Imkern im August
Wer gedacht hat, dass die Rätselbiene vom letzten Monat unter einer Krankheit leidet, hat sich geirrt. Auch kein Gendefekt liegt vor. Bei der Biene handelt es sich um eine Wildbiene der Gattung Schwebebienen. Die Art Melitturga clavicornis kommt im Wallis vor und fliegt im Juni / Juli.
Die meisten Wildbienenarten sind Einzelgänger mit hohen Ansprüchen an ihren Lebensraum, während Honigbienen grosse Völker bilden und unterschiedliche Blütenpflanzen als Nahrungsquelle nutzen können. Viele Wildbienenarten sind auf spezielle Futterpflanzen und besondere Strukturen zum Nisten angewiesen. Der natürliche Lebensraum der Wildbienen wird durch intensive Landwirtschaft und Siedlungsbau sowie die Verarmung natürlicher Lebensräume durch eingeschleppte Pflanzenarten (invasive Neophyten) eingeschränkt. Rund die Hälfte der ca. 640 in der Schweiz vorkommenden Wildbienenarten steht auf der roten Liste der bedrohten Arten. (Quelle WWF Schweiz).
Der Honigertrag fiel dieses Jahr sehr unterschiedlich aus. Einige Imker konnten sich über Rekordernten freuen, bei anderen lohnte sich die Wanderung in die traditionellen Trachtgebiete nicht. Die Alpenrose honigte dieses Jahr nicht sehr stark. In einigen Völkern war auch Melezitosehonig zu finden. Dieser ist eine besondere Art des Waldhonigs, vor allem von Lärchen und Fichten. Melezitose ist ein Dreifachzucker. Dieser sogenannte „Zementhonig“ kristallisiert innerhalb weniger Tage bereits in den Waben aus und lässt sich deshalb nicht schleudern. Melezitosehonig sollte nicht als Winterfutter in den Beuten verbleiben, da die Bienen häufig unter einer Überlastung der Kotblase leiden und Ruhr auftreten kann.
Wer seine Völker gut über den Winter bringen will, darf jetzt die Hände nicht in den Schoss legen. Die Bienenvölker müssen rechtzeitig gegen die Varroamilbe behandelt und grosszügig aufgefüttert werden. Völker im Schweizerkasten benötigen ca. 15 kg Winterfutter, in Magazinen rund 20 kg. Nehmen die Bienenvölker das Futter nicht ab, ist der Varroabefall sehr hoch. Die Varroabehandlung muss gleich nach der Honigernte konsequent vollständig durchgeführt werden. Gesunde Winterbienen sind ein Garant für eine erfolgreiche Überwinterung. Hier möchte ich gerne Guido Eich zitieren: „Die Schädigung der Winterbienen im Brutstadium bei übermässig hohem Varroabefall und unzureichender Behandlung wird erst mit bzw. nach dem Abgang der Sommerbienen sichtbar. Vorher haben die Völker häufig noch das gereichte Winterfutter problemlos abgenommen und verarbeitet. Meist wird der mehr oder weniger schnelle Zusammenbruch vom Auftreten verkrüppelter Bienen begleitet. Was dann trotz Behandlung übrig bleibt, sind meist drei Waben Bienen mit Königin und bis zu 20 kg in Waben eingelagertes Winterfutter.“
Ameisensäure ist das einzige Mittel, das schnell und in der Brut wirkt. In der Praxis haben sich Langzeitverdunster und Stossbehandlung (Kurzzeitverdunster) bewährt. Ich persönlich ziehe die Langzeitbehandlung mit dem FAM Dispenser vor. Durch regelmässigen Drohnenschnitt und Brutentnahme im Juli weisen meine Völker keinen sehr hohen Varroabefall auf.
Während der Anwendung von Ameisensäure dürfen die Völker nicht gefüttert werden. Das Flugloch bleibt geöffnet. Das Schwammtuch im FAM Dispenser wird mit 130 ml 70%-Ameisensäure getränkt. Die Öffnungsstufe ist abhängig von der Beute und den Tagestemperaturen. Gebrauchsanleitung unbedingt lesen!
Der Dispenser wird auf zwei kleine Leisten mit der Öffnung nach unten aufgelegt. Über dem Dispenser sollte ein Hohlraum vorhanden sein. Dieser kann im Schweizer Kasten mit dem Honigraum gebildet werden, bei Magazinen kann eine leere Zarge aufgesetzt werden. Die Behandlung dauert in diesem Monat 7 Tage. Varroamilben, die sich dann auf den Unterlagen befinden, stammen von adulten Bienen. Deren Anzahl kann relativ tief liegen. Trotzdem darf die 2. Behandlung nicht weggelassen werden. Anschliessend füttere ich weiter auf.
Wenn wir unsere Bienen jetzt richtig im Spätsommer pflegen, legen wir denn Grundstein für eine erfolgreiche neue Bienensaison.
Oggier Bernarda
August 2014
Manchmal besucht sogar der Fuchs die Bienenvölker.