Imkern im August
Ein ganz verrücktes Bienenjahr geht seinem Ende entgegen. Das Wetter spielte verrückt, Mitte Mai schneite es bei mir auf 1500 m mehrere Male und die Bienenkästen waren voller Bienen. Platz geben und früh Ableger bilden war die Devise. Wenn dies zu spät erfolgte, schwärmten die Bienen. Dieses Jahr mussten selbst erfahrene Imker oft Schwärmen hinterherlaufen. Wenn die Bienen diese kritische Zeit hinter sich gebracht hatten, trugen sie vor allem Ahorn- und Löwenzahntracht ein. Ein sehr gutes Honigjahr liegt hinter uns. Zeit also, uns um das nächste Bienenjahr zu kümmern.
Nach dem Abschleudern muss ich mir Gedanken zur Varroabehandlung machen. Wird mit Ameisensäure gegen die Varroa behandelt, muss man wissen, dass dies für die Bienen Stress bedeutet. Diesen können die Bienen nur dann abbauen, wenn sie Zugang zu offenen Futter haben. Deshalb gebe ich den Bienen zuerst eine Flüssigfuttergabe von ca. 5-7 Litern. Der Ablauf der Behandlung sieht bei mir wie folgt aus:
- 5 – 7 Liter Flüssigfutter
- 1 Mal Ameisensäure
- 5 – 7 Liter Flüssigfutter
- Mal Ameisensäure
- Fertig füttern
Folgende Regeln zur Fütterung sollten dabei beachtet werden:
- Immer erst am Abend das Futter verabreichen
- Das Futter nur innerhalb der Beute anbieten!
- Saubere Behälter und Futtergeschirre verwenden
- Zusätze wie Tee, Schnaps, Salz vermeiden, sie belasten die Bienen nur unnötig
- Vor allem bei Ablegern und schwächeren Völkern Fluglochkeile einsetzen oder die Fluglöcher enger halten.
- Die Futtermenge richtet sich nach der jeweiligen Volksstärke und klimatischen Lage.
- Einräumige Völker haben einen Futterbedarf von ca. 15 kg (fertiges Winterfutter in der Wabe)
- Nach der Einfütterung unbedingt die Futtermenge im Volk kontrollieren. Hin und wieder wird ein Volk still beräubert und hat am Ende der Einfütterung kaum Futter in den Waben und verhungert im Winter.
Die Varroabehandlung kann auch, neben der im Juli beschriebenen Langzeitbehandlung, als Schockbehandlung von oben ausgeführt werden. Ameisensäure ist schwerer als Luft und sinkt deshalb nach unten Die Verdunstungsmenge ist abhängig von der Tagestemperatur. Man rechnet mit 2 ml Ameisensäure pro besetzter Wabe; ca. 15- 25 ml Ameisensäure pro Volk im Schweizerkasten. Ein Freiraum oben sollte für die Entwicklung der Ameisensäure unbedingt eingerichtet werden. Bei Magazinen muss der offene Gitterbogen abgedeckt werden. Die Fluglöcher sollten nicht verkleinert werden, sondern offen stehen. Auf ein Schwammtuch wird die oben angegebene Menge Ameisensäure aufgebracht. Dies im Abstand von 2-3 Tagen 3mal. Nach Abschluss der Varrobehandlung sollte da Volk dringend auf Weichselrichtigkeit kontrolliert werden.
Folgende Grundsätze sollten bei der Ameisensäurebehandlung beachtet werden:
- Ameisensäure und Thymolpräparate sind in ihrer Wirkung von der Aussentemperatur und Luftfeuchtigkeit abhängig. Mit sinkenden Temperaturen lässt die Wirkung nach, zu hohe Temperaturen können die Bienen schädigen.
- Die Bienen müssen die Waben gut besetzen, damit eine möglichst gleichmässige Wirkung erzielt wird.
- Ameisensäureapplikatoren sollten immer mindestens 4 cm von der verdeckelten Brut entfernt sein, damit die schlüpfenden Bienen nicht durch Atemlähmungen getötet werden können.
- Beim Hantieren mit Ameisensäure unbedingt die Vorsichtsmassnahmen im Umgang mit Säuren beachten (Schutzhandschuh, Schutzbrille, Wasser bereitstellen.
- Nur die Diagnose des Milbenbefalls garantiert eine ausreichende Sicherheit bei der Bekämpfung. Einfach durchzuführen und weit verbreitet ist die Kontrolle in einer Bodeneinlage unter dem Gitterboden. Dabei sollten mit etwas Speiseöl getränkte Papierküchentücher auf die Bodeneinlage gelegt werden, um das Austragen von Varroamilben durch Ameisen zu unterbinden. Wenn nach der 1. Behandlung immer noch 5 oder mehr Milben pro Tag fallen, ist bei der Behandlung etwas schief gegangen. Hat man rechtzeitig behandelt, kann und muss dies mit einer raschen Wiederholung der Ameisensäurebehandlung noch problemlos korrigiert werden.
Jetzt dürfen wir Imker nicht ruhen, da der Erfolg der nächsten Bienensaison abhängig davon ist, ob wir unsere Völker rechtzeitig und genügend behandelt und eingefüttert haben. Erst danach dürfen wir uns mit ruhigem Gewissen zurücklehnen im Wissen, unsere Völker auf das nächste Jahr bestens vorbereitet zu haben.
Oggier Bernarda August 2013