Im vergangenen Herbst haben sich viele Imker bei mir beklagt, dass ihnen nach einer oder zwei „erfolgreichen Varroabehandlungen“ mit Ameisensäure die Völker verloren gingen, d.h. dass die Bienen ihre Beute verlassen hatten (Kahlflug). Häufig ist der Grund dabei nicht bei den Ameisensäurebehandlungen zu suchen. Die Bienenvölker sind zum Zeitpunkt der Behandlungen schon so geschädigt durch die Varroa, dass die Ameisensäurebehandlung zu spät erfolgt um gezielt gegen die Varroa noch wirken zu können. Auch dieses Jahr wurden schon recht hohe Varroabefälle gezählt. Wichtig: Ein Befall von 5 Milben /10 g Bienen ist zu hoch und muss dringend und rasch heruntergesenkt werden.
Um Völker gesund durch den Winter zu bringen, wende ich seit 5 Jahren die Methode „komplette Brutentnahme“ nach Dr. Ralph Büchler an. Dazu entferne ich bis Mitte Juli alle Brutwaben aus dem Brutraum und bilde damit einen Sammelbrutableger, der auf einen anderen Stand gebracht wird. 2 bis 4 helle Futterwaben verbleiben im Volk, dazu eine Brutwabe mit Eiern und Larven. Diese Brutwabe wird in der Mitte des Magazins gegeben. Diese Wabe markiere ich mit einem Reisnagel um sie dann leichter wiederzufinden. Jetzt werden alle Bienen der entnommenen Brutwaben in das Magazin abgestossen. Circa 300 Bienen pro Wabenseite lasse ich auf den alten Brutwaben zurück. Auch die Königin wird in das Magazin gegeben. Die Lücken im Magazin werden mit Mittelwänden aufgefüllt. Herrscht noch Tracht, werden die Mittelwände von alleine ausgebaut. Nach ca. 9 Tagen wird die Brutwabe in der Mitte des Magazins entfernt und durch eine Mittelwand ersetzt. Eine Varroabehandlung ist nach Büchler nicht notwendig, ich führe diese aber trotzdem 2 mal mit Ameisensäure durch. Die so behandelten Völker erreichen die gleiche Einwinterungsstärke wie normal behandelte Völker. Durch die kompakte Neuanlage des Brutnestes auf hygienisch einwandfreien Waben können die Völker den Brutverlust im Verlauf von etwa 8 Wochen ausgleichen.
„Nosema wurde insgesamt nur selten nachgewiesen – allerdings in den Kontrollvölkern etwa doppelt so häufig. Besonders auffällig ist die tendenziell niedrigere Belastung der Versuchsvölker durch das Akute Bienenparalyse Virus als einer charakteristischen Sekundärinfektion von Varroa. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass trotz vergleichbar hoher Milbenzahlen in den Völkern eine Absenkung der Virusbelastung durch die Brutentnahme erreicht werden kann (ADIZ/db/IF 7 / 20).“
Imker, die diese Methode gerne näher kennen lernen möchten, können sich am 18. Juli auf der Belegstelle in Varen oder in Rotafen einfinden. Dort werden am Morgen und am Nachmittag mehrere Völker auf diese Art behandelt. Nähere Informationen sind auf der Homepage des OBZVs zu finden.
Ab Mitte Juli kommt auch die Zeit des Aberntens der Bienenvölker – natürlich je nach Standort. Im Tal ist die Tracht Mitte Juli meistens schon vorbei, in höheren Lagen kann sie je nach Witterung bis Ende Juli – Anfang August andauern. Die Honigwaben werden geschleudert, der Honig wird gesiebt und in lebensmittelechte Behälter gefüllt. Diese schreibe ich mit dem Erntedatum, der Losnummer und der Honigsorte an.
Bis Mitte September werden die Bienenvölker mit ausreichend Futter versorgt. Jungvölker und Ableger werden laufend erweitert und mit Futter versorgt. Ich füttere meine Völker im Spätsommer seit drei Jahren nur noch mit Futtersirup. Das invertierte Futter wird von den Bienen rasch abgenommen und die Gefahr der Räuberei ist kleiner, da dieses Futter geruchlos ist.
Wer Königinnen jetzt zusetzen möchte, sollte dies am besten über die Kunstschwarmbildung tun. Dazu fegt man junge Bienen in ein mit Mittelwänden gefülltes Magazin oder in eine Kunstschwarmkiste und hängt eine Bienenkönigin unter festem Verschluss hinzu. Anschliessend muss der Kunstschwarm gefüttert werden. Nach spätestens drei Tagen im Keller wird der Kunstschwarm morgens oder abends am neuen Platz aufgestellt und der Flug freigegeben. Die Bienen konnten während dieser Zeit zu einer Einheit zusammenwachsen. Die Königin kann nun unter Futterverschluss freigegeben werden. Bienenvölker, bei denen die Königin in voller Legeleistung ist, akzeptieren nur selten eine neue Königin. Deshalb ist ein Zusetzen vor September meistens zum Scheitern verurteilt.
Ich wünsche allen Imkern eine erfolgreiche Honigernte.
Bernarda Oggier
Juli 2015